Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, kritisiert in der Debatte zum Hessischen Digitalpakt Hochschule die Unterstützung des Landes: „Die Pandemie hat es erfordert, in kürzester Zeit auf digitale Formate umzusatteln. Natürlich gab es an den Hochschulen schon einige Angebote. Die waren aber nicht so ausgestaltet, ein komplettes Digitalsemester zu organisieren.“ Defizite, wie Serverüberlastungen, Datenschutzprobleme sowie digitale Formate, in denen es zu Engpässen wegen der Netzanbindung kam, seien hinlänglich bekannt gewesen. Dafür stünden zwei Ministerien zur Verfügung, die schnell Abhilfe hätten schaffen können und müssen. Die Gestaltung der Digitalisierung sei Aufgabe der Hochschulen im Rahmen der Autonomie. Dafür bräuchten Universitäten und HAWs die Unterstützung des Landes. Digitalisierung sei kein Selbstläufer, sondern erfordere personelle, finanzielle und sächliche Ressourcen. Digitale Hochschulbildung wie auch Forschung eröffne neue Chancen, gleichzeitig berge sie aber auch Risiken für Hochschulen, Studierende und Beschäftigte. „Der Zugang zu Studium und Lehre kann erleichtert werden. Es können sich aber auch neue Ausgrenzungsmechanismen ergeben. Denn nur wenige der Studierenden und Beschäftigten verfügen über die technische Expertise und die Kompetenz, die Inhalte der Angebote optimal zu nutzen. Die private Nutzung digitaler Medien übersetzt sich nicht zwangsläufig in den Hochschulalltag“, erklärte Sommer. Zudem habe nicht jede und jeder den erforderlichen Zugang. Beispielsweise Smartphones hätten oft limitierte Datenvolumen und seien ohnehin für Online-Hochschulkurse nicht das optimale Endgerät. Viele hätten außerdem keinen Arbeitsplatz oder Schreibtisch in ihrem WG-Zimmer. Durch die Schließung oder die begrenzten Zugänge zu Bibliotheken würden viele Studierende ihren Internet-Arbeitsplatz verlieren. Hier müssten unbedingt Möglichkeiten und Lernorte geschaffen werden. „Sonst grenzen wir Studierende, die es sich finanziell nicht leisten können, in Soft- und Hardware zu investieren, schlichtweg aus“, so Sommer. Hinzu komme, dass Studierende mit Kindern, pflegebedürftigen Angehörigen oder in finanziellen Notlagen oft nicht die zeitlichen und emotionalen Ressourcen hätten, sich auf digitale Angebote einzulassen. Digitale Medien bzw. Online-Angebote könnten nicht alle Studierende erreichen und die Präsenzveranstaltung mit Seminarleitung ersetzen. Studierende und Lehrende wünschten sich die Öffnung und eine Rückkehr zu den Präsenzterminen.
„Die Entwicklung digitaler Lehrangebote braucht Zeit und Geld und kann die Präsenzlehre nicht ersetzen. Doch muss Digitalisierung ausgehend von Lernenden, Lehrenden und Beschäftigten gedacht werden, um die Potenziale, die sich für eine inklusive Hochschule und eine hochwertige Lehre ergeben, zu nutzen. Der Zugang und die Teilhabe aller Studierenden an digitalen Angeboten und die Barrierefreiheit des digitalen Medieneinsatzes darf daher nicht vernachlässigt werden. Lehrende brauchen dringend Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildungen im Bereich der Digitalisierung und zwar auf didaktischer, methodischer und technischer Ebene. Das heißt, hier müssen leistungsfähige lokale Support-Strukturen sowie umfassende Beratung geschaffen werden. Die Hebel der Digitalisierung an Hochschulen seien die Unterstützung und Beratung der Lehrenden, die Schaffung von Infrastruktur, digitalen Lernorten und technischer Ausstattung sowie eine hochschulübergreifende Kooperation, verbesserte Rahmenbedingungen und Angebote für Lehrende und Studierende.